Growth Mindset: Warum die richtige Einstellung wichtiger ist als Expertise
Worum geht es?
Der Artikel beschreibt das Konzept des "Growth Mindsets" als Strategie für den Erfolg im Geschäftsleben. Es wird erklärt, dass erfolgreiche Unternehmen eine Einstellung haben, die es ihnen ermöglicht, Herausforderungen produktiv und positiv anzugehen und damit ihre Zukunft selbst zu gestalten. Der Artikel erklärt auch das Konzept des "Fixed Mindsets" und wie es sich von einem "Growth Mindset" unterscheidet und gibt Beispiele dafür, wie ein Growth Mindset in der Praxis angewendet werden kann.
Führungskraft in einem deutschen Unternehmen zu sein, ist heute so anspruchsvoll wie noch nie zuvor:
Im HR muss man sich einem akuten Fachkräftemangel und abnehmender Mitarbeiterbindung stellen. Außerdem müssen die Mitarbeiter fortwährend geschult und trainiert werden, um neue Prozesse und Tools zu meistern.
Im Marketing sind die Ressourcen knapp, dafür der Anspruch an zählbare Ergebnisse immer größer - auch durch steigenden Wettbewerb und abnehmende Kundenloyalität.
Im Vertrieb funktionieren die klassischen Methoden oft nicht mehr - und daran ist nicht Covid schuld. Die Kunden sind bestens informiert, wollen auf Augenhöhe kommunizieren und hätten zumindest gerne die Möglichkeit, vieles im Einkaufsprozess digital zu erledigen.
Wie ist das zu schaffen?
Mit Growth Mindset. Damit ist eine Einstellung gemeint, mit der man Herausforderungen produktiv und positiv begegnet - und somit die Zukunft selbst gestaltet. Die richtige Herangehensweise führt dabei nicht nur zu mehr Erfolg des Unternehmens, sondern auch zu einem selbstbestimmten und glücklichen Leben der Mitarbeiter.
Was sind Growth und Fixed Mindset?
Carol S. Dweck ist Professorin für Psychologie an der Stanford University. In Ihrem Bestseller »The Growth Mindset« beschreibt sie zwei unterschiedliche Mentalitäten: »Fixed Mindset« sowie (wer hätte es erraten) »Growth Mindset«. Im Kern geht es darum, dass Menschen mit dem Fixed Mindset glauben, dass Dinge »in Stein gemeißelt« sind.
Entweder ist man gut im Sport, oder nicht.
Entweder ist man schlau, oder nicht.
Entweder ist man eine gute Führungspersönlichkeit, oder nicht.
Alles ist Begabung, Talent und Veranlagung.
Für die Menschen mit Growth Mindset steht – um die Worte von T. E. Lawrence aka Lawrence von Arabien zu verwenden – »nichts geschrieben«: Sie glauben daran, dass sie sich jederzeit verändern können, dass sie wachsen können. Egal, wie gut oder schlecht sie in einer Sache sind: Durch Lernen und harte Arbeit können sie jeden Tag ein bisschen besser werden.
Sie sagen nicht »Ich kann das nicht!«, sondern »Ich kann das noch nicht!«
Ihr einziger Gegner ist das gestrige ich – und solange sie ihr gestriges Ich überwinden können, gewinnen sie. Wenn ich Skifahren lernen möchte und gestern an einem Abhang zehnmal hingefallen bin, ist es ein Erfolg, wenn ich heute nur noch achtmal hinfalle.
Konkreter bitte: Was bedeutet das Growth Mindset in der Praxis?
Die Ausgangsbasis für Growth Mindset ist ein Bewusstsein für die persönliche Entwicklung. Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied, d.h. jeder Mensch kann seine Einstellung selbst gestalten.
Ein Mensch mit einem Growth Mindset ist offen für Neues und hört erstmal zu, anstatt sofort abzuschmettern.
Hat er entschieden, dass dieses Neue ein relevanter Teil seiner Zukunft sein wird, ist er bereit Zeit und Headspace zu investieren, um das Neue zu erlernen.
Anschließend hat er den Mut zur Umsetzung: er setzt das Gelernte um, realisiert das Projekt, baut das Produkt. Er stellt sich bzw. sein Projekt ins Rampenlicht und
fragt pro-aktiv nach Feedback, um sich und sein Projekt zu verbessern. Dieses Feedback nimmt er nicht persönlich, sondern er kann zwischen Person und Projekt trennen.
Ein Mensch mit seinem Growth Mindset hat verstanden, dass Fehler unabdingbar zum Lern-Prozess gehören. Keine Fehler = kein Wachstum.
Diese Person neiden anderen Menschen nicht ihr Glück und ihren Erfolg. Das gilt sowohl für Team-Mitgliedern als auch für Kunden. Menschen mit einem Growth Mindset sind kundenorientierte Teamworker.
Warum ist das gerade für uns in Deutschland so wichtig?
Für viele Unternehmen ist das Internet immer noch “neu” und Digitalisierung ein “Projekt”. Social Media ist eine Ablenkung, eine Gefahr für die Produktivität. Aber spätestens seit der Corona-Pandemie ist vielen klar geworden: Es kann so nicht weitergehen. Wenn wir uns nicht verändern, werden wir nicht mehr wachsen. Und Veränderung fängt im Kopf an. Wir brauchen innovative Produkte, Prozesse und Kommunikationsstrukturen.
Was sind die drei “Tugenden” der deutschen Innovationskraft?
“Das haben wir schon immer so gemacht!”
“Das haben wir noch nie so gemacht!”
“Wo kommen wir denn dahin?!”
Ja … Wo kommen wir denn dahin? Vielleicht in eine Welt, in der nicht nur bestehende Produkte verbessert und perfektioniert werden. In eine Welt, in der wir nicht unheimlich viel Zeit und Geld in ein Produkt investieren, dass gemäß dem Leitbild “Made in Germany” zwar qualitativ absolut hochwertig ist, aber an den Bedürfnissen des Marktes vorbeigeht?
Wir brauchen heute mehr denn je mutige Unternehmer. Wir brauchen die Innovationskraft und Begeisterungsfähigkeit jedes Mitarbeiters. Um zu wachsen, müssen wir uns von liebgewonnen Gewohnheiten und Denkmustern verabschlieden und neue Wege gehen.
Ich beschäftige mich seit meinem Abitur in 2001 mit “Neuem”. Nach meinem Studium der Medienwirtschaft war ich sieben Jahre im Digital Marketing und Sales angestellt, habe fünf Jahre als Interim-Manager gearbeitet und bin seit vier Jahren selbstständiger Berater, Trainer und Dozent. Mein Fokus lag stets darauf, neue Technologien, Plattformen und Methoden zu nutzen, um Wachstum zu generieren.
Der Erfolgsfaktor war niemals die Branche, die Unternehmensgröße oder das Alter der Mitarbeiter. Es war stets das Mindset: Die Einstellung zu Neuem. Waren die Teilnehmer eines Workshops aufgeschlossen und neugierig, setzten sie das Gelernte um und machten in kurzer Zeit enorme Fortschritte. Sie erlebten Erfolgsmomente aufgrund ihres Handelns - und das macht schnell süchtig und ist ansteckend. Ein Vortrag hat noch nie eine Unternehmenskultur verändert. Aber er kann den Stein ins Rollen bringen.
Kein Unternehmen kann es sich heutzutage erlauben, sich NICHT mit der Einstellung der Mitarbeiter gegenüber Neuem auseinanderzusetzen.
Spielen wir das mal durch:
Wie sieht das Growth Mindset im HR aus?
Nehmen wir an, wir sind Mitarbeiter im Personalwesen eines deutschen Mittelständlers. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen wir uns aktiv um gute Bewerber kümmern.
Die Tage, wo eine Stellenanzeige in Fachmagazinen und auf der Website ausgereicht hat, sind vorbei. Wie können wir potenziellen Bewerbern zeigen, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber mit zahlreichen Vorteilen sind?
Es geht mit der bewussten Auseinandersetzung der Herausforderung los: Wir müssen etwas tun - und zwar etwas Neues! Die alten Methoden funktionieren nicht mehr - ohne, dass jemand etwas dafür kann. Das mental zu akzeptieren, ist der erste Schritt im Growth Mindset Prozess.
Eine Kollegin von uns hat eine Podcast-Folge über das Konzept “Corporate Influencer” gehört und erzählt begeistert davon. Du hast auch schon mal darüber gelesen - bist aber skeptisch.
Aber anstatt die Arme zu verschränken, dich zurückzulehnen und die Idee sofort abzuschmettern, lehnst du dich nach vorne - und hörst erstmal zu. Du zeigst dich offen für neue Ideen.
Und da es auf dem ersten Blick keine rationalen Gründe gibt, sich NICHT mit dem Konzept zu beschäftigen, beginnt ihr eure Lern-Reise: Ihr schaut ihr euch gemeinsam einen Experten-Vortrag an, recherchiert Interviews mit Personalexperten aus vergleichbaren Unternehmen, sammelt die Vor- und Nachteile. So werden schnell etwaige Hürden sichtbar - aber auch die nächsten Schritte.
Ihr kommt überein, dass sich das Konzept durchaus lohnen könnte: Wenn Mitarbeiter dazu befähigt werden, auf Social Media regelmäßig über ihren Job zu berichten, dann kann das für mehr Sichtbarkeit sorgen. Das ist eure Ausgangsthese für das folgende Experiment:
Ihr habt den Mut zur pragmatischen Umsetzung und wollt starten. Aber anstatt auf einen Schlag 100 Mitarbeiter begeistern zu wollen, beschließt ihr eine pragmatische Validierung eurer These: sieben ausgewählte Mitarbeiter sollen die Pioniere sein.
Können diese sieben dafür sorgen, dass das Ziel erreicht wird und das Unternehmen im Arbeitsmarkt deutlich sichtbarer wird? Vermutlich nein. Aber das wollt ihr auch nicht. Ihr wollt zunächst Erfahrungen sammeln und eure These mit einem Experiment validieren. Ihr wisst genau, dass ihr zu Beginn jede Menge “Fehler” machen werden: Wertvolle Erfahrungen, die notwendig sind, um Erfolg zu haben. Ihr startet das Programm und dokumentiert sorgsam diese Erfahrungen, ihr feiert die Erfolge ebenso wie die Rückschläge. Beides ist notwendig.
Beim Start des Programms wird schnell klar, dass zwei Faktoren kritisch für den Erfolg sind:
die Befähigung der Mitarbeiter und
das Verständnis der Kundeninteressen.
Was interessiert potenzielle Arbeitgeber? Welche Aspekte unserer Arbeitswelt können wir authentisch zeigen - und wie machen wir das auf Instagram oder LinkedIn?
Es wird schnell klar, dass unsere Corporate Influencer sowohl fachliche als auch mentale Unterstützung benötigen, als auch Vorgaben, was sie nicht tun sollen. Unser Verständnis für die fachlichen und mentalen Hürden steigt mit jeder Woche. Und weil sich die Influencer regelmäßig und oft austauschen, wird auch schnell das Bild über die Interessen der Zielgruppe schärfer: Wir lernen, welche Inhalte und Formate auf Interesse stoßen und welche nicht.
So wird das Pionier-Programm zu einem Erfolg: Wir haben durch pragmatische Umsetzung schnell gelernt, ob die Initiative erfolgversprechend ist oder nicht. Anstatt nur eine Ahnung zu haben, können wir aus der Praxis berichten und haben uns eine valide Meinung gebildet, wie wir dem Unternehmen zu Wachstum verhelfen können. Der Prozess ist in diesem Fall wichtiger als das Ergebnis.
Wie kann das Growth Mindset trainiert werden?
Je nachdem, auf welcher Stufe du dich befindest, gibt es Möglichkeiten auf das nächste Level zu kommen:
Persönliche Entwicklung: Suche Menschen in deinem Umfeld, die offensichtlich ihr Leben in die Hand genommen und damit Erfolg haben = die ein Growth Mindset haben. Frage sie nach ihrer Einstellung gegenüber Problemen und Herausforderungen sowie ihrer inneren Einstellung.
Offenheit für Neues: Begebe dich aus deiner gewohnten Komfortzone: Gehe in ein fremdes Restaurant und bestelle das, was der Kellner dir empfiehlt. Mach einen Schnupperkurs in der Sportart, mit der du schon so lange liebäugelst.
Lernbereitschaft: Nimm dir das Buch zur Hand, das schon so lange ungelesen auf deinem Nachttisch verstaubt. Lese jeden Tag eine Seite! Du wirst schnell merken, dass es oftmals nicht bei einer Seite bleibtund sobald du dich versiehst, bist du zum Leser geworden.
Mut zur Umsetzung: Visualisiere den erfolgreichen Ausgang deines Projektes. Stell dir genau vor, wie sich der Moment anfühlen wird. Beschreibe diesen Moment und führe ihn dir immer wieder vor Augen.
Offenheit für Feedback: Mach es dir zu Gewohnheit, nach einem Meeting oder kleinem Projekt immer zu fragen: Was hätte ich besser machen können? In 8 von 10 Fällen wird dein Gegenüber dich loben. In den anderen beiden Fällen bekommst du wertvolles Wissen, was du verbessern kannst. Denk daran: Es ist keine Kritik an dir, sondern an dem Projekt!
Fehlerkultur: Blicke auf vergangene Projekte zurück und frage dich: “Was waren meine Fehler? - und was habe ich daraus gelernt?” Wenn du merkst, dass der Fehler wehtut: mache eine Liste mit Dingen, die gut gelaufen sind, die du richtig gemacht hast. Damit behältst du eine positive Grundstimmung.
Die Grundlage für Teamwork und Kundenverständnis ist Empathie. Suche deswegen den Austausch mit anderen, um über ihre Sorgen und Fragen zu erfahren. Um das zu trainieren, kannst du bspw. einer “Working-out-loud” Gruppe beitreten - oder selbst eine gründen.
Hier findest du einen ausführlichen Artikel zu den 8 Growth-Stufen.
Klingt spannend? Willst du die Menschen in deinm Unternehmen auch zu einem Growth Mindset inspirieren?
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