Der etwas andere "Online Marketing Tag"-Recap
Wie Alice im Wunderland
Mit Vorträgen über Online Marketing ist das so eine Sache.
Zum einen gibt es die Kaffeefahrten. Dort steht weniger die Wissensvermittlung, als die Produkte und Unternehmen der Redner im Vordergrund. Nicht viel mehr als hübsch verpackte Werbung. Bei der anstehenden DMEXCO wird das gerne "Seminar" genannt. Meistens sind die Kunstfertigkeit und Unterhaltungsfaktor der Redner überschaubar.
Dann gibt es die Gottesdienste. Keynotes und Vorträge von erhabener Eleganz, berauschend vorgetragen. Schnell wird eine Meta-Ebene erreicht, bei der nur noch Philosophie-Studenten und Feuilleton-Autoren folgen können. Großartig anzuhören. Aber der Wissenstransfer überlebt die nächste Kaffeepause nicht.
Wenn man Glück hat, erwischt man einen echten Profi. Jemanden, der zum Einen sein Handwerk versteht (weil er es jeden Tag in der Praxis umsetzt) und der zum Anderen einen Vortrag hält, der gleichzeitig inspiriert und animiert. Nach einem solchen Vortrag will man nicht gleich nachahmen, sondern kann es auch tun - weil man genügend Know How vermittelt bekommen hat.
Ich hatte einen ganz Tag lang dieses Glück. Auf dem Online Marketing Tag 2016 fand sich das "Who is who" der Digital Marketeer ein - und ich war mittendrin! Als wäre mein Newsletter-Postfach lebendig geworden:
Redner hui, Hotel pfui
Das Ganze fand praktischerweise auch noch direkt vor meiner Haustür - im nahen Wiesbaden - statt. Als Frankfurter Bub finde ich des natürlich super... #RheinMainRocks! So war die Anreise auch kein Hindernis und ich konnte mir den ganzen Tag die Kante geben. Marketing-technisch natürlich.
Die Location - das *hüstel* traditionsreiche, weltbekannte Pentahotel - ist weder stylisch noch klassisch schick. Erwähnenswert sind hier vor allen Dingen der an Hässlichkeit nur schwer zu überbietende Teppich und die Kopfkissen über den Pissoirs!
Wozu das? Falls man mal ein kurzes Nickerchen beim Pinkeln machen möchte? Piss-Nap? Selbst als überzeugter Stehpinkler hatte ich hatte bisher nicht das Bedürfnis, meine Kopf an der Wand abzustützen. Habe es dennoch ausprobiert und festgestellt: brauche ich nicht. Prognose: wird sich nicht durchsetzen. Aber das hatte ich von Twitter auch mal gedacht.
Dafür liegt das Hotel aber sehr praktisch an der Autobahn. Und bietet den unschlagbaren Vorteil, dass die Seminar- und Aufenthalts-Räume quasi direkt nebeneinander liegen. So stand man sich nicht auf den Füssen, war aber trotzdem immer mittendrin. Und natürlich soll auch das leckere Catering nicht unerwähnt bleiben.
Was für mich aber den Ausschlag gegeben hat, war die Nähe zu den Referenten. Ein toller Vortrag ist gut und schön, aber wenn man beim Lunch die Gelegenheit hat, mit "Online Marketing All Stars" wie Ben Harmanus, Inken Kuhlmann und Carlo Siebert ins Gespräch zu kommen, dann ist das außergewöhnlich.
Diese Begegnungen waren es, die den Online Marketing Tag für mich zu einem außergewöhnlichen und hervorragenden Event gemacht haben. Denn genau darum geht: Wissen vermitteln und Leute zusammen bringen. Wer braucht schon WLAN? Oder einwandfreie Tontechnik? Das lenkt doch nur ab!
Ganz ohne Sarkasmus: Vielen Dank an das Orga-Team um den Initiator Mario Jung. So wird's gemacht! Ich bin nächstes Jahr gerne wieder dabei!
Was vom Tage übrig blieb
Fachlich bekamen die Teilnehmer sehr viel geboten. Ich konnte Einiges mitnehmen, was ich gut in kommenden Projekten nutzen kann. Leider konnte ich nicht bei allen der 26 (!) Vorträge dabei sein und bin daher sehr dankbar, dass das OMT-Team die Vorträge aufgezeichnet hat. Statt "Netflix & Chill" gibt es nächstes Wochenende "OMT & Learn".
"Auch SEM sollte sich an der Customer Journey orientieren!" sagt Adrian Sievering vollkommen zu Recht. Ging aus Rücksicht auf das Publikum nicht zu tief in die Details.
"Content Marketing ist eine Investition in die Zukunft. Und es ist kein Sprint - sondern ein Marathon", sagt "Inbound" Inken Kuhlmann, die meiner Meinung nach einer der besten deutschsprachigen Content Marketeer ist. Souveräner Vortrag. Hat mich zu besserem Content Marketing inspiriert. Und Reiturlaub in Irland.
"Produziert Content auf Halde", "Gebt euren Social Media Teams die nötigen Freiheiten, Ressourcen und Entscheidungskompetenzen um dynamisch auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können" und "beschäftigt euch mit Portalen wie 9Gag und Reddit, die möglicherweise nicht im Fokus stehen, aber von vielen relevanten Nutzern besucht werden", sagt Social Media Experte Jan Stranghöner. Bekommt Extrapunkte für die Erwähnung meiner Lieblingsablenkungsseite.
"Wärmt die Zielgruppe über Wochen auf, bevor ihr eine werbliche Email schickt. Baut Vertrauen im Dialog mit Euren Abonnenten auf uns nutzt dazu vernünftige Funnel", sagt Björn Tantau, der sich als Follower von "Launch-Guru" Jeff Walker und dem Social Media Guru Gary Vaynerchuck outet. Könnte auch als Motivationscoach arbeiten. Hat vor der Leinwand so einige Kilometer gemacht.
"SEO besteht aus vier Schritten", behauptet Kai Spriestersbach. Hat meine These bestätigt, das Suchmaschinenoptimierung eine ganz eigene Liga ist. Spricht von WDF * IDF als wäre es selbsterklärendes Pillepalle. Grandios am Zeitlimit gescheitert, hätte problemlos noch eine Stunde weitermachen können. Glücklicherweise gibt es das komplette Werk hier.
"TV-Ads haben auf Facebook nichts zu suchen, weil sie nicht funktionieren" und das "Facebook Audience Network wird weiter wachsen und Googles Display Network Konkurrenz machen", orakelt Mr. Facebook Thomas Hutter. Es wäre ihm zu wünschen. Sorgte als Schweizer für ein klein wenig Multikulti in der Referenten-Riege.
"Content Marketing ist kein Hype, sondern die Reaktion auf ein Dauerproblem der Werbung! Think better. Not More. It's not about more content, but creating more value!" kann nicht nur toll Englisch, sondern bringt es auf den Punkt: Mael Roht. Visuell mit Abstand die beste Präsentation, die sogar den Rechner mehrfach in die Knie gezwungen hat.
"Freiwillig geteilte Werbung wird Luxus für Unternehmen! Instagram ist keine Müllkippe für Content. Die Unternehmen sollen sich von ihrer besten Seite zeigen!", sagt der anspruchsvolle Hendrik Unger. Richtig so! Sonst ist Instagram am Ende noch voller Bikini-Mädels - und das will ja keiner!
Und zum Abschluss noch ein wenig Bewegtbild. Bis zum nächsten Mal!
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