Wie du dich als Berater erfolgreich selbstständig machst

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Interview mit Avantgarde-Experts zum Thema Selbstständigkeit. Du kannst das komplette Interview mit weiteren Experten hier lesen.

 

"Es wurde schnell konkret" - Mein Weg in die Selbstständigkeit 

Du konntest Dir nie so recht vorstellen, Dich selbstständig zu machen? Tomas Herzberger ging es da ähnlich: „Die Selbstständigkeit war nie ein festes Ziel von mir. Ich hatte diese Option zwar lange im Hinterkopf, aber nie wirklich in ernsthafte Erwägung gezogen – vermutlich aus Bequemlichkeit, denn ich war mit meiner beruflichen Karriere lange Zeit sehr zufrieden.“

Das änderte sich erst mit seiner letzten Festanstellung, erzählt der Berater: „Nach einem sehr unbefriedigendem Ende meines befristeten Arbeitsvertrags reifte der Plan zu Selbstständigkeit – und wurde dann sehr schnell sehr konkret, als mir beinahe gleichzeitig zwei tolle Projekte angeboten wurden. Ehe ich mich versah, war ich als selbstständiger Digital Marketing Manager unterwegs.“

 

Die richtige Positionierung: "Es geht darum, wie man am Markt wahrgenommen wird" 

Vor seiner Selbstständigkeit war Tomas Herzberger rund sieben Jahre als Digital Marketing Manager beschäftigt. Sein Beruf machte ihm Spaß und er entwickelte sich kontinuierlich weiter: „Für mich war es immer wichtig, in meinen beruflichen Stationen möglichst viel zu lernen und verschiedene Dinge zu machen: Mediaplanung, Kampagnenmanagement, Social Media etc. Und das in verschiedenen Branchen.“

Von dieser Einstellung profitierte er dann auch, als er sich selbstständig machte: „Dieses Wissen in der Breite war insbesondere am Anfang wichtig, um einen Fuß in die Tür und die ersten Aufträge zu bekommen.“

Fachlich war also klar, womit Tomas als Selbstständiger seine Brötchen verdienen wollte. Doch wie stand es um seine Positionierung? (Online) Marketing Berater gibt es schließlich viele. „Letztendlich geht es darum, wie man am Markt wahrgenommen wird. Denn auch wenn mein fachliches Feld (= Digital Marketing) klar definiert ist, ist die Positionierung der Mehrwert, den meine Kunden von mir erwarten können. Meine eigene Marke“, erklärt der Marketing-Berater.

Die eigene Positionierung beziehungsweise Marke zu entwickeln, ist gar nicht so einfach. Tomas Herzberger hatte seine Positionierung erst nach zwei Jahren eindeutig formuliert:„Auf der einen Seite möchte man seine Leistung möglichst attraktiv der passenden Zielgruppe anbieten und auf der anderen Seite muss man sich damit wohlfühlen und authentisch bleiben. Ein schwieriger Spagat.“

Er stellte aber schnell fest, dass er nicht der einzige Selbstständige ist, der damit Schwierigkeiten hatte: „Ironischerweise fällt es JEDEM freiberuflichen Marketer, mit dem ich darüber gesprochen habe, sehr schwer die eigene Positionierung stringent zu formulieren. Auch wenn wir das für unsere Kunden tagtäglich machen. Wie heißt es so schön: ‚Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe.‘ Deswegen hinterfrage ich mich und meine Positionierung nach wie vor regelmäßig und lasse sie durch Feedback von Freunden, Kollegen und Kunden überprüfen."

Ideal ist eine sogenannte ‚T-Shaped‘-Positionierung: Du hast ein sehr breites Wissen über viele Dinge, aber ein bis zwei ganz spezielle Fähigkeiten, die Dich zu einem Spezialisten machen. In meinem Fall ist es das Growth Hacking beziehungsweise PPC-Advertising. Diese Spezialisierung erleichtert Deine Positionierung natürlich enorm, insbesondere wenn Du nicht nur weißt, WAS Du tust, sondern auch FÜR WEN (wenn Du Dich beispielsweise auf eine Branche spezialisierst). Das Buch, das ich gerade zum Thema Growth Hacking gemeinsam mit Sandro Jenny veröffentlicht habe, hat diesbezüglich natürlich geholfen.“

 

Sich im Online Marketing selbstständig machen - leicht oder schwierig? 

„Nach meiner Erfahrung ist es sehr leicht, sich selbstständig zu machen. Ein bisschen Mut, ein paar Behördengänge und ein wenig Investition in die eigene Marke – und los geht der Ritt“, sagt Tomas. Doch er betont: „Schwierig ist es, selbstständig zu bleiben. Eben reitet man noch im vollen Galopp und freut sich des Lebens und buchstäblichen im nächsten Moment liegst Du mit der Nase im Dreck. Dann musst Du Dich wieder aufrappeln, den Staub abwischen, das Krönchen richten und wieder in den Sattel steigen.“

Projekte können schieflaufen und das liegt nicht unbedingt im eigenen Einflussbereich. „Neben dem finanziellen Verlust kostet das Nerven, Mut und Selbstvertrauen – aber glücklicherweise landet man jedes Mal etwas weicher.“

 

Der richtige Umgang mit Fehlern: "Wichtig ist es, die Dinge auf die Straße zu bringen!" 

Wer sich selbstständig macht, wird früher oder später auch mal Fehler machen. Tomas glaubt, „dass jeder Selbstständige eine gewisse Fehlertoleranz benötigt“. Denn: „Fehler gehören dazu. Wer laufen lernen will, der wird hinfallen und sich weh tun. Die Frage ist daher nicht, OB man Fehler macht, sondern wie man damit umgeht. In meinem Blog schreibe ich regelmäßig über die Learnings, die ich auf meinem Weg mache.“

Anstatt sich also von der Angst vor Fehlern lähmen zu lassen, sollte man sich Tomas‘ Meinung nach lieber einen Ruck geben: „Auch wenn es mir selbst schwerfällt, bemühe ich mich immer öfter an das Mantra zu halten ‚Better Done Than Perfect‘. Das Motto kommt eigentlich aus der Produktentwicklung der ‚Lean Startup‘-Bewegung, trifft aber eigentlich für alle Projekte zu.“

Statt im Perfektionismus zu versinken, empfiehlt Tomas Herzberger, zu handeln: „Wichtig ist es, die Dinge auf die Straße zu bringen!“

 

Tipp: Teste die Selbstständigkeit nebenbei

Wenn Du von der Selbstständigkeit träumst, musst Du nicht sofort Deinen Job kündigen, um Dich in das Abenteuer Selbstständigkeit zu stürzen – Du kannst das Ganze auch erst einmal testen. Tomas empfiehlt für den Anfang die sogenannte nebenberufliche Selbstständigkeit: weiterhin hauptberuflich als Angestellter arbeiten, aber nebenbei eigene Projekte realisieren.

„Idealerweise ist Dein aktueller Arbeitgeber Dein erster Kunde, das macht den Schritt in die Selbstständigkeit deutlich einfacher“, erklärt Tomas Herzberger. „Vielleicht kannst Du auch zunächst die Selbstständigkeit testen und 1-2 Tage in der Woche für nebenberufliche Projekte investieren (wenn das Dein Arbeitgeber erlaubt). Quasi als Projekt nebenbei. Und wenn Du Dir ein gewisses finanzielles Polster für die ersten 12 Monate der Selbstständigkeit zurücklegen kannst, dann musst Du nicht jedem kleinen Auftrag hinterherrennen.“

Außerdem hat der selbstständige Berater noch weitere Ratschläge für Dich:

1. Arbeite nie ohne eine vorherige schriftliche Vereinbarung! Auch nicht mit beziehungsweise für Deine Freunde. Kläre vorab, was passiert, wenn die Zusammenarbeit (aus welchen Gründen auch immer) beendet wird.

2. Starte mit einer guten Positionierung – und hole Dir dafür gegebenenfalls Unterstützung. Auch wenn eine Positionierung im besten Fall langfristig angelegt ist, keine Angst: Du kannst sie immer noch anpassen. ‚Besser ein guter Plan heute als ein perfekter Plan morgen.‘

3. Get the fuck out of the door! Treffe Dich mit Menschen, geh zu Meetups und Konferenzen und lass die Leute wissen, was Du tust. Tatsächlich ist ein gutes Netzwerk nicht nur hilfreich im Job, sondern auch immer wieder inspirierend und lehrreich.

4. Sei kein Arschloch! Gerade für uns Berater wichtig: stehe zu Deiner Meinung und empfehle dem Kunden das Bestmögliche. Aber akzeptiere seine Entscheidung, auch wenn sie Dir nicht gefällt. Ich bin da vielleicht altmodisch, aber in der Regel ist man zuallererst Dienstleister.

5. Arbeite nur kostenlos, wenn es Dir Spaß macht und/oder Du etwas Neues dabei lernst. Ansonsten ist Deine Zeit zu schade – und das ist ab sofort Deine wertvollste Ressource. Verkaufe Dich nie unter Wert. Mir hat die Gedankenübung geholfen, dass sich Kunden erstmal ‚qualifizieren‘ müssen, damit wir feststellen, ob sich eine Zusammenarbeit lohnt. Das hilft beiden Seiten.

7. Spar dein Geld! Als Selbständiger verdienst du schnell über 100€ pro Stunde oder sogar eine vierstellige Summe am Tag! Das sieht erstmal nach SEHR viel Geld auf deinem Konto aus - aber Vorsicht, lass dich nicht täuschen! Von diesem Geld musst du nicht nur alle deine privaten Kosten und die höheren Beiträge für Versicherungen zahlen, sondern auch deine Altersvorsorge und die Umsatz- und Einkommenssteuer. Lege bei jedem Geldeingang genügend zurück. Am besten verteilst du dein Geld nach einem fest definierten Schlüssel auf mehrere Konten, so dass du gar nicht erst in Versuchung gerätst, deine Reserven auszugeben. Mit ist es vor zwei Jahren passiert, dass ich die Einkommenssteuer für das vergangene UND die Vorauszahlung für das kommende Jahr zeitgleich zahlen musste! Der fällige Betrag hätte locker für einen ordentlichen Mittelklassewagen gereicht.

6. Never stop learning! Treff Dich mit Menschen, die da sind, wo Du hinwillst und frage um Hilfe. Es ist überhaupt keine Schande zuzugeben, dass man nicht alles weiß. Im Gegenteil. Neugierde ist die Grundlage von Wissen! Schon Leonardo Da Vincis To-Do-Liste bestand nicht aus Aufgaben, sondern aus Wissen, das er sich aneignen wollte.

Willst du dich auch selbstständig machen - oder hast du diesen Schritt schon getan? Was sind deine wichtigsten Learnings? Lass es mich auf Facebook oder Twitter wissen!