"Don't make me think!" Wie du Websites gestalten solltest

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Warum du dieses Buch lesen solltest

Nicht selten arten Diskussionen über das Design einer Website vollkommen aus, was eine Verschwendung der wertvollsten aller Ressourcen ist: Zeit. Und nicht selten gewinnt die Stimme des Teammitglieds mit der höchsten Gehaltsstufe. Es ist Zeit, das zu ändern.

Endlich hatte ich Gelegenheit, einen "Klassiker" in Sachen Digital Marketing zu lesen. Steve Krug's Buch "Don't make me think" ist 2013 in der dritten Auflage erschienen und mir Recht ein Standardwerk für den Einstieg in UX-Design.

Insbesondere für Leute wie mich, die immer wieder mal mit Fragen und Herausforderungen in Sachen Design konfrontiert werden, ohne dass es ihr beruflicher Schwerpunkt wäre. Egal ob Landingpage, Email oder Website - gutes Design und gutes Copywriting fällt nur dann auf, wenn es fehlt. Und dann ist es bereits zu spät und der User weg.

Daher sollte sich jeder, der bei Fragen zum Thema Design und Gestaltung von digitalem Content mitsprechen möchte, mit den Grundlagen auseinandersetzen. 

Das habe ich gelernt

1. Konventionen sind deine Freunde. Wenn es eine gängige Konvention für die Gestaltung und Benennung eines Buttons oder eines Suchfeldes gibt, dann nutze sie auch! Folge den Konventionen der Webnavigation, wie sie von den allermeisten erfolgreichen Websiten genutzt wird. Dahinter stecken mehr Stunden Usability-Testing, als du je aufbringen kannst. Auch wenn es nicht originell ist: halte dich an diese Konventionen, damit sich die Nutzer zu Recht finden. Dazu gehört, dass das Logo oben links ist und mich immer wieder zur Startseite zurück führt. Effektivität sticht Originalität.

2. Websites werden nur gescannt, weil die Menschen immer auf der Suche nach etwas sind. Akzeptiere es und formatiere den Inhalt, damit er sich leichter überfliegen lässt, indem du jede Menge Überschriften verwendest, die Sätze kurz hältst und  Bullet Points verwendest.

3. Menschen wursteln sich gerne durch, anstatt geradlinig zu handeln. Sprich: bevor nachgedacht wird ("wo könnte ich auf dieser Site was finden") wird geklickt ("ich versuche es einfach mal damit"). Deswegen ist der "Zurück"-Button die meist genutzte Schaltfläche eines Browsers.

4. Schaffe eine klare visuelle Hierarchie: Groß + Oben = Wichtig.

5. Tod dem Smalltalk und Tod den Anleitungen: Alles, was nicht zielführend ist, kann weg. Insbesondere Sätze wie "Herzlich willkommen auf unserer Website!"

6. Mache den "Kofferraumtest": mit einer neuen Website konfrontiert, muss der Nutzer in der Lage sein, sofort folgende Fragen zu beantworten:

  • Welche Website ist das hier?

  • Auf welcher Seite bin ich gerade?

  • Welche Hauptsektion finde ich hier vor?

  • Wie sind meine Optionen auf diesem Level?

  • Wo befinde ich mich im großen Ganzen der Website?

  • Wie kann ich eine Suche starten?

So testest du deine Website

Der Kern des Buches ist der Aufruf zu Usability Tests. Wenn du eine großartige Seite haben willst, musst du testen. Krug vergleicht Testing mit der Erfahrung, einen Freund aus einer anderen Stadt zu Besuch zu haben. Wenn du mit ihm die touristischen Sehenswürdigkeiten deiner Stadt erkundigst, wirst du Dinge sehen, die dir gewöhnlich gar nicht mehr auffallen. 

Eine kostenlose und effiziente Möglichkeit für Usability Test ist das das "Usability-Testessen", das es inzwischen fast deutschlandweit gibt. Du bekommst an einem einzigen Abend Feedback von über 10 Personen und damit mehr als genug, um die wichtigsten Bugs und Fehler zu identifizieren. Kostenlos, samt Bier und Pizza. 

Einen einzigen Anwender testen ist 100% besser als gar keine Tests, denn Tests funktionieren immer. Also keine Scheu davor!

Usability-Tests sind etwas anderes als die Befragung von Fokusgruppen. Letztere können die qualitatives Feedback für ein den Entwurf einer Werbekampagne geben. Aber sie helfen dir nicht dabei, deine Website zu verbessern:

Einen Anwender zu Beginn des Projektes testen zu lassen ist besser als 50 gegen Ende. Ein einfacher Test in der Konzeptionsphase ist lohnender als anspruchsvolle Tests mit der fertigen Website. Krug empfiehlt, einmal im Monat einen Vormittag mit drei Probanden zu testen. Dabei fallen in der Regel genügend Probleme auf, um das Team diesen Monat lang zu beschäftigen.

Vielleicht der wichtigste Tipp: überzeuge die Entscheider deines Unternehmens, bei den Tests dabei zu sein. Es hat einen erstaunlichen Effekt, wenn er mit der Realität konfrontiert wird und einem realen Menschen bei der Nutzung der ach-so-gut geplanten Website beobachtet. Diese Erfahrung sollte den Leben als Designer leichter machen. 

Fazit

Hervorragender Einstieg in das Thema Usability Design für Anfänger. Das Buch ist umgangssprachlich und sehr humorvoll geschrieben und kann leicht auf einer mittellangen Bahnfahrt gelesen werden. Ich hätte gerne noch mehr praktische Beispiele wie z.B. Landingpages oder Formulare gesehen. Aber trotzdem klare Kaufempfehlung:  http://amzn.to/2p4LrNI

Bonus

10 Tipps für ein erfolgreiches Test-Interview

Was sind deine Erfahrungen mit Usability Tests? Hast du Fragen oder Anregungen? Lass es mich in den Kommentaren wissen! Und über einen Like + Share würde ich mich sehr freuen!

Tomas HerzbergerComment