Was ist ein Growth Hacker?
Marketing war (und ist größtenteils) bestimmt von Ego und Emotionen. Das Megaposter mitten in Berlin? Saugeil! Die Doppelseite im Focus? Alles meine Idee! Der Takeover auf der Startseite von Spiegel Online? Kann sich unser Wettbewerb nicht leisten, HA!
Und der Return on Invest? Öhm....
Die Zeiten ändern sich. Nicht nur, aber auch dank Digital Marketing und Analytics wird Marketing transparent(er). Daten statt Emotionen.
Welten prallen aufeinander: auf der einen Seite die klassischen "Marketer". Sie kennen die Marke in- und auswendig (weil sie seit Jahren nichts anderes machen), können Dienstleister und Partner koordinieren, Teams aufbauen und anführen und - wenn sie gut sind - auch einen strategischen Marketingplan zur Erreichung der Geschäftsziele formulieren.
Klassische Marketers sind es gewohnt, "klassische", nämlich physische Produkte zu bewerben. Shampoos, Autos, Energy-Drinks.
Aber ein digitales Produkt?
Das ist für viele ungewohnt, denn hier gelten andere Regeln. Und diese Änderung des Paradigmas hat zur Entstehung der Growth Hacker beigetragen. Das Internet hat die Menschheit mit einer neuen Gattung Produkt beschert und verlangt jetzt nach einer neuen Art des Denkens.
Denn der Markt - und damit auch ich - ändern sich: Uber, AirBnB, Dropbox... immer öfter beweisen StartUps, dass über mehr Kreativität und Dynamik verfügen als etablierte Unternehmen und ganze Märkte in Aufruhr versetzen. "Disruption" ist das aktuelle Keyword.
StartUps benötigen keine Manager, keine Verwalter.
StartUps benötigen vor allem eins: Wachstum.
Und das ist der Job eines Growth Hackers. Der einzige Job. Ein guter Growth Hacker ist geradezu obsessiv auf Wachstum fokusiert und kann sich erlauben, beinahe alles andere zu vernachlässigen. Sie erledigen damit den EINEN Job, der am Anfang eines Unternehmens-Zyklus am Wichtigsten ist.
Auch für klassische Marketing Manager ist Wachstum natürlich wichtig. Aber sie haben oftmals nicht den Luxus, "auf Teufel komm raus" mit neuen Methoden zu experimentieren, sondern müssen sich innerhalb eines gewachsenen und etablierten Umfelds mit Dingen wie "Corporate Identity" und "Brand Safety" herumschlagen. Es ist schwierig, eine funktionierende Landingpage aufzusetzen, wenn die CI vorschreibt, dass das vollständige Navigationsmenü sichtbar sein muss. True Story.
Was sind die Bereiche eines Growth Hackers?
ANALYTICS: ein Growth Hacker wird anhand von Wachstumsdaten gemessen. Also macht er zunächst eines: er sorgt dafür, dass das Wachstum gemessen werden kann. Apropos: Growth Hacker sind besessen von Daten!
ENTWICKLNG: ein Growth Hacker ist nicht notwendigerweise ein Programmierer. Aber meistens hat er zumindest einen Programmierer im Team. Zumindest benötigt er ein technisches Verständnis.
KREATION: ein Growth Hacker muss kreativ sein. Denn seine Aufgabe ist es, potentielle Kunden zu identifizieren und zu gewinnen. Möglicherweise sind die richtigen Nutzer auf anderen Plattformen unterwegs und der Growth Hacker muss nun eine Methode finden, wie er diese Nutzer von der eigenen Lösung überzeugen kann. Nicht mit teuren Werbekampagnen, sondern mit kreativen Ideen.
Was macht ein Growth Hacker?
Hypothesen darüber aufstellen, wie mehr Wachstum zu erreichen ist.
Tests zur Überpürfung dieser Hypothese initiieren, durchführen, messen und analysieren
ggf. skalieren
Wiederholen. Es wird nie "das eine" Werkzeug geben, das für den Durchbruch eines StartUps sorgt. Wie bei einem guten Gericht sind es mehrere Zutaten, die für die richtige Würze sorgen.
WICHTIG: ein Growth Hacker kann und muss dabei sowohl mit Paid Media (Banner-Werbung & Co), Owned Media (Content, Social Media, Newsletter etc.) und dem Produkt (Login, OnBoarding, virale Prozesse) selbst arbeiten. Bei Nicht-StartUps scheitert es häufig schon allein daran, das eine Person bzw. ein Team keinen Zugriff auf diese getrennten Unternehmensbereiche hat.
Beispiele für Growth Hacking
Apple: "sent with my iPhone" (wobei dieser "Hack" zunächst von Hotmail genutzt worden ist, die Älteren werden sich erinnern.)
Uber: Empfehle und an deine Freunde weiter und IHR beide bekommt X EUR Rabatt auf eure nächste Fahrt
DropBox: Empfehle uns an deine Freunde weiter und du bekommst X GB mehr Speicherplatz
AirBnB: anfänglich wurde jedes Appartment-Angebot automatisch auf Graigslist gepostet. Ohne API natürlich...
Twitter: im Rahmen des Onboarding-Prozess soll der neue Nutzer bereits anderen Nutzern followen. Warum? Weil dadurch die Wahrscheinlichkeit der dauerhaften Nutzung rapide steigt.
Slideshare: wäre niemals so erfolgreich, wenn es nicht einen positiven Beitrag zu SEO-Bemühungen leisten würde